Opium, Embryos und kopflose Leichen. Sofi Oksanen: „Hundepark“ eine Rezension von Sandra Falke

Published: March 20, 2022, 5:04 p.m.

Sofi Oksanen wird seit der Veröffentlichung ihres dritten Romans „Fegefeuer“ (Puhdistus, 2008) nicht nur in Finnland und Estland, sondern auch auf der deutschsprachigen Literaturlandschaft zu den wichtigsten Vertreterinnen der europäischen Gegenwartsliteratur gezählt.

Die gehaltvollen Romane der Autorin handeln von diversen Momenten aus der sowjetischen Geschichte, soziopolitischen Entwicklungen in Estland und Finnland – im Vordergrund ihrer Bücher steht jedoch vor allem die Unterdrückung und Misshandlung, die den weiblichen Teilen dieser Gesellschaften und Staaten zuteilwird.

Oksanen wählt in „Hundepark“ auch kompositorisch eine ähnliche Route, wie sie es bereits in „Fegefeuer“ (und „Als die Tauben verschwanden“) getan hat; die charakteristische nichtlineare Komposition wird in diesem Roman jedoch um einiges verdichtet. Die Handlung beginnt zeitlich in der Ukraine in den 1990er Jahren und mündet im heutigen Finnland. Der Roman löst zwar mit jedem neuen Zeitsprung bereits geknüpfte Spannungsknoten, jedoch beinhalten folgende Kapitel immer entsetzlichere Geheimnisse bezüglich der Vergangenheit von Olenka und Daria, der unerklärlichen Tode gefährlicher und wohlhabender Geschäftsmänner – und der beruflichen Beziehungen ihrer Väter …

Sofi Oksanen, geboren 1977, Tochter einer estnischen Mutter und eines finnischen Vaters, studierte Dramaturgie an der Theaterakademie von Helsinki. Ihr dritter Roman, »Fegefeuer«, war monatelang Nummer eins der finnischen Bestsellerliste und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Finlandia-Preis, dem Literaturpreis des Nordischen Rates und dem Prix Femina. Der Roman erschien in über vierzig Ländern und machte die Autorin auch in Deutschland zu einer der wichtigsten Vertreterinnen der internationalen Gegenwartsliteratur. Sofi Oksanen lebt in Helsinki.