“Intelligente Anleitung zum Lesen” – eine Rezension zu “Apropos Fontane” – von Martin Lowsky

Published: Jan. 7, 2022, 1 p.m.

In diesem zweiten Band von Oliver Sills Fontane-Studien geht es um punktuell vertiefende Einsichten in das so umfangreiche und vielgestaltige Erzählwerk Theodor Fontanes. Neben den vollendeten Romanen, Erzählungen und Novellen spielen nun die nachgelassenen Erzählfragmente eine wichtige Rolle, ebenso Fontanes autobiographische Schriften – und schließlich seine Briefe, Tagebücher und literaturkritischen Arbeiten, in denen er sich darum bemühte, sein eigenes Verständnis als realistischer Erzähler in Auseinandersetzung mit dem Werk anderer Autoren zu klären. Nicht nur der Erzähler Theodor Fontane, sondern auch der Theoretiker und Denker Fontane befand sich an der Schwelle zur Moderne, wohl zeitlebens auf der Suche nach neuen Wegen in Auseinandersetzung mit einer als fragwürdig erkannten, doch noch immer machtvollen Tradition. Und deshalb war diese auf verschiedenen Ebenen verlaufende Positionssuche begleitet von Widersprüchen, die sich in allen Textformen Fontanes spiegeln, die zu lösen aber in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch nicht möglich gewesen ist.