Essay: "Menschheitsdämmerung" Rückblick auf eine Reclam-Ausgabe von 1968 in der DDR eine Würdigung von Manfred Orlick

Published: March 30, 2020, 3:07 p.m.

Vor hundert Jahren, Ende des Jahres 1919, erschien die Lyrik-Sammlung Menschheitsdämmerung – Symphonie jüngster Dichtung im Rowohlt Verlag. Der Herausgeber Kurt Pinthus (1886-1972) betonte in seinem Vorwort Zuvor, dass es keine Anthologie ist, die den „pädagogischen Ehrgeiz hat, Musterbeispiele guter Poesie zu bieten“. Bereits der Titel markierte die Untergangsvisionen und die Aufbruchshoffnungen der damaligen Zeit. Es sollte eine „Sammlung der Erschütterungen und Leidenschaften, Sammlung von Sehnsucht, Glück und Qual einer Epoche“ darstellen. Und so präsentierte die Sammlung knapp 300 Gedichte von dreiundzwanzig dem Expressionismus zugezählten Autoren unter vier thematischen Gesichtspunkten („Sturz und Schrei“, „Erweckung des Herzens“, „Aufruf und Empörung“ und „Liebe den Menschen“) und sah im „motivischen Zusammenklingen“ ganz unterschiedlicher Stimmen die Gesamtheit eines „lyrischen Orchesters“. …

von  Manfred Orlick

Sprecher ist Uwe Kullnick

Manfred Orlick, Diplom-Physiker. Nach Studium an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zunächst im Universitätsrechenzentrum dann als Kliniksphysiker an der Klinik für Nuklearmedizin tätig. Er ist, neben seinem naturwissenschaftlichen Beruf, immer auch literarisch tätig gewesen. Regelmäßig Beiträge in Regionalzeitungen von Halle und Leipzig, dazu zahlreiche Rezensionen. Publikationen: “Man will es einfach nicht glauben” (Glossen, 2009), “Freizeitführer Saalekreis” (2012), “Wahre Geschichten entlang der Straße der Romanik” (2016), “Wahre Geschichten um den Lutherweg S.-A.” (2017). Seit 2015 Hrsg. “literarisches echo” (Magazin für Literaturgeschichte).