Essay: Ein Dichter mit enormer Wirkkraft, um den es still geworden ist – Zum 100. Todestag von Richard Dehmel

Published: Nov. 20, 2020, 11:23 a.m.

Um 1900 war Richard Dehmel einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dichter. Mit seinen leidenschaftlichen Versen war er Anreger für eine junge Dichtergeneration, mehr noch: eine Schlüsselfigur der Moderne. Doch heute kennt kaum noch jemand seinen Namen – abgesehen von ausgesprochenen Lyrikliebhabern, Literaturhistorikern oder Germanistikstudenten, die gerade ein Seminar über deutsche Literatur der Jahrhundertwende absolvieren. Mit Neugier oder Verdruss? Selbst in Lyrikanthologien ist der „größte deutsche Dichter seiner Zeit“ (Frank Wedekind) nur noch selten anzutreffen. In der Echtermeyer-Ausgabe meiner Schulzeit war er noch mit acht Gedichten vertreten, inzwischen wurde sein Werk in der aktuellen Ausgabe vollkommen getilgt. Auch die verschwindende Anzahl von Dehmel-Publikationen in den letzten Jahrzehnten ist ein Indiz für dieses Desinteresse. Sein 100. Todestag sollte jedoch Anlass für eine würdigende und fragende Reminiszenz sein. …

Eine Rezension von Manfred Orlick