Nells Muhlchen

Published: July 13, 2020, 11 p.m.

b'http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Nells-Muehlchen.mp3\\nAudio-Podcast: 5:58 min\\n\\n\\n\\nKennen Sie\\u2026 Nells M\\xfchlchen?\\nDie Mitte des Nells Parks in Trier-Nord bildet ein See, der aus dem Aveler Bach gespeist wird. Das flie\\xdfende Gew\\xe4sser hat einst eine M\\xfchle angetrieben, die auch heute noch am Wasserrand zu finden ist. Auf die ehemalige Funktion deutet nur noch der vor dem Haus vermooste stehende Steintisch hin. Der M\\xfchlstein ist hier umfunktioniert worden und ist das letzte Relikt des langsam verfallenden H\\xe4uschens mit den auff\\xe4lligen Fenstern.\\n\\nDas 18. Jahrhundert ist eines, in dem die Kunst besonders auch im Au\\xdfenraum Gestalt annahm, und zwar in Form von G\\xe4rten. In Trier entstanden neben dem Lustgarten rund um das 1783 vollendete Schloss Monaise des Domprobstes von Walderdorff beispielsweise auch der Park rund um das Kurf\\xfcrstliche Palais in Renaissance- und Barockformen. Die Abteien St. Maximin und St. Matthias legten repr\\xe4sentative G\\xe4rten an und auch in der Domkurie gab es f\\xfcr die Geistlichen kontemplative Orte in der Natur \\u2013 meist ausgeschm\\xfcckt mit Wasserbecken oder kleineren Geb\\xe4uden. Die Trierer Bev\\xf6lkerung selbst fand erst ab 1801 im Norden recht weit au\\xdferhalb des besiedelten Stadtgebiets einen Ort, um im Gr\\xfcnen lustwandeln zu k\\xf6nnen, n\\xe4mlich im Nells L\\xe4ndchen.\\n\\nDie Idee zum Park im Norden der Stadt hatte der Kanonikus von St. Paulin, Johann Nikolaus Nell (1748-1807). Als er das Grundst\\xfcck zwischen dem K\\xfcrenzer Tal und der Mosel von dem Deutschen Orden abkaufte, waren hier sumpfige L\\xe4ndereien, die er ab 1792/1793 komplett gestalten lie\\xdf. Praktische Unterst\\xfctzung erhielt Nell vom St. Pauliner G\\xe4rtner Jakob Gotthard (1765-1825), der einige Jahre in Holland gelebt und gearbeitet hatte. Gemeinsam legten sie eine komplette Landschaft im englisch-holl\\xe4ndischem Stil neu an \\u2013 inklusive Gew\\xe4sser, Inseln, Br\\xfccken und Geb\\xe4uden. Das idyllische Fleckchen bekam den Namen \\u201cNells L\\xe4ndchen\\u201d. Im Jahr 1803 hat der franz\\xf6sische Publizist und Nationalarchivar Armand Gaston Camus (1740-1804) in einem Reisebericht die Trierer Parkanlage beschrieben: \\u201cHerr Nell, gewesener Kanonikus der Kirche zu Trier, ein reicher, und f\\xfcr die G\\xe4rtnerei leidenschaftlich eingenommener Mann, ist der Besitzer desselben. \\xdcberzeugt von seiner doppelten Pflicht, Ungl\\xfcckliche zu unterst\\xfctzen, und der Faulheit entgegenzuarbeiten, indem er den Arbeitsamen Unterst\\xfctzung zukommen l\\xe4sst, besch\\xe4ftigt er das ganze Jahr hindurch, und besonders in den h\\xe4rtern Jahreszeiten, eine betr\\xe4chtliche Anzahl Menschen mit Gartenbau, Pflanzen, Kan\\xe4legraben, G\\xe4nge zu ebenen oder anzuh\\xf6hen.\\u201d\\n\\nW\\xe4hrend die Jahrzehnte vorher entstandenen Barockg\\xe4rten durch ihre geometrischen Formen oft streng wirken, ist das Nells L\\xe4ndchen ein Beispiel f\\xfcr die fr\\xfchromantische Phase im Garten- und Landschaftsbau. Die geschwungenen Wege folgen scheinbar dem gewachsenen Gel\\xe4nde, die Wasserl\\xe4ufe sind organisch geformt und statt Zierpflanzen wuchsen hier in einem etwas abgetrennten Bereich ganz n\\xfctzliche Pflanzen, wie Camus schreibt: \\u201cHerr Nell hat viele ausl\\xe4ndische Gew\\xe4chse aus Holland kommen lassen; er hat viele Ananas, und Treibh\\xe4user.\\u201d Erg\\xe4nzt wurde die Pflanzenwelt von Weinst\\xf6cken, Pfirsichb\\xe4umen und Spalierobst. Das Gut in der Art einer Ornamental Farm wurde regelrecht bewirtschaftet, stand aber gleicherma\\xdfen den Trierern offen und \\u201cder G\\xe4rtner hat die Freiheit, ihnen Blumen und Fr\\xfcchte zu verkaufen, auch gesellschaftliche Mahlzeiten zu geben\\u201d.\\n\\nInmitten des L\\xe4ndchens wurde eine Art Einsiedelei errichtet, die gleichzeitig auch als M\\xfchle diente. Das Nells L\\xe4ndchen hatte zur Entstehungszeit nicht den einen gro\\xdfen See, wie wir ihn heute kennen. Die Parkanlage wurde mit zwei nat\\xfcrlich gestalteten Ringkan\\xe4len gebildet. Genau dort, wo der Bach in den gro\\xdfen Ring einfloss, steht das zweigeschossige H\\xe4uschen mit seinen kleinen gotisierenden Fenstergruppen. Mit farblich abgesetzten Gew\\xe4nden geben diese dem Haus den Anschein einer Kapelle,'