Kulturkiosk

Published: July 14, 2020, 11 p.m.

b'http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Kulturkiosk.mp3\\nAudio-Podcast: 5:56 min\\n\\n\\n\\n\\xa0Kennen Sie... den Kulturkiosk?\\nIn Berlin ist es die Trinkhalle, am Niederrhein das B\\xfcdchen, in Frankfurt das Wasserh\\xe4uschen, in \\xd6sterreich die Trafik und in Trier ganz klassisch der Kiosk. So wird ein meist freistehendes H\\xe4uschen genannt, welches dazu dient, Kleinigkeiten wie Zeitungen, Getr\\xe4nke, S\\xfc\\xdfigkeiten und Zigaretten im Vorbeigehen zu erwerben.\\n\\nSo tolle Sachen wie einzelne St\\xfccke Kokosschokolade oder je nach Taschengeldlage individuelle T\\xfcten mit buntem, s\\xfc\\xdfem Gummi wandern jedoch nur noch selten \\xfcber Kiosktheken, seit mehr \\xfcber Hygiene nachgedacht wird und fast alles \\u2013 zumindest in abgepackter Form \\u2013 Tag und Nacht in Tankstellen erh\\xe4ltlich ist. Und so wie sich die Kaufgewohnheiten gezwungenerma\\xdfen \\xe4ndern, so gibt es auch neue Konzepte f\\xfcr die noch stehenden Trinkhallen, B\\xfcdchen oder auch Kioske.\\n\\nIn Trier steht eines der filigranen Exemplare aus den sp\\xe4ten F\\xfcnfziger bis fr\\xfchen Sechziger Jahren am \\xf6stlichen Ende des Fu\\xdf- und Fahrradweges zwischen S\\xfcdallee und Kaiserstra\\xdfe Richtung Kaiserthermen. An der Ecke zur Saar- und Neustra\\xdfe ist der Kiosk an der gro\\xdfen Kreuzung von Fu\\xdfg\\xe4ngern, Radlern und Autofahrern immer gut im Blick und un\\xfcbersehbar. Kein Wunder eigentlich, denn in seiner genuinen Funktion als Zeitungs- und Zigarettenbude konnten die Werbeschilder, Plakate und Aufsteller so auch am besten wahrgenommen werden.\\n\\nKiosk ist ein persisches Wort, welches urspr\\xfcnglich eine Ecke oder einen Winkel beschrieben hat. Sp\\xe4ter bezeichnet man mit Kiosk auch ein Gartenhaus oder einen Pavillon. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts kommt das Wort aus Vorderasien nach Frankreich und wird hier direkt in die Sprache \\xfcbernommen. Die ciosques pr\\xe4gen bis heute an zahlreichen Stra\\xdfenecken das Stadtbild von Paris. Zusammen mit den Schaufenstern, blinkenden Werbungen und Laternen bilden sie die Kulisse f\\xfcr die Autos, Taxis, Busse und auch Fu\\xdfg\\xe4nger, die in der \\u201epost-liberalen\\u201c Stadt leben, wie der Stadthistoriker Leonardo Benevolo die Gro\\xdfst\\xe4dte seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nennt. \\xdcber die Nutzung der Grundst\\xfccke entscheiden die Besitzer und in den st\\xe4dtischen H\\xe4usern befinden sich \\xf6ffentliche und private Bereiche in unmittelbarer Nachbarschaft: unten die L\\xe4den mit Schaufenstern und dar\\xfcber private Wohnungen oder B\\xfcros. Die Stadtkerne entwickeln sich in der post-liberalen Stadt ganz eindeutig nach dem Primat des Verkehrs und des Handels. Aus dieser Zeit stammt wohl auch der Begriff der Boulevardzeitung, also der Postillen, die direkt auf der Stra\\xdfe mit gro\\xdfen Lettern und neugierig machenden \\xdcberschriften um die Gunst der vorbeieilenden Leser ringen und zum Verkauf anregen. Das Prinzip funktioniert bis heute.\\n\\nDirekt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs befand sich am Standort des heutigen Kiosks in der S\\xfcdallee eine Bretterbude, in der Obst und Gem\\xfcse verkauft worden ist. Einige Zeit sp\\xe4ter wurde der Verkauf in einem gemauerten H\\xe4uschen fortgef\\xfchrt, bis dann der jetzige filigrane Kiosk errichtet wurde. Er hat sein vielf\\xe4ltiges Angebot an Printmedien auch nach au\\xdfen immer gut sichtbar dargestellt. \\xdcber Jahrzehnte prangte der gro\\xdfe Schriftzug der \\xf6rtlichen Tageszeitung \\xfcber dem ausladenden Dach mit dem breiten blauen Rand. Die grau gefassten Glasscheiben an der Vorderfront waren in der Mitte horizontal geteilt und ein Blick in den nur f\\xfcr den Verk\\xe4ufer zug\\xe4nglichen knapp 20 Quadratmeter gro\\xdfen Raum war nur durch ein in der Mitte befindliches Fensterchen m\\xf6glich. Das Ende des Kiosks war in dem Moment gekommen, als sich die Laden\\xf6ffnungszeiten ausweiteten und die Tankstellen ein immer gr\\xf6\\xdferes Warensortiment bereitstellten. Seit Sommer 2008 wurde der Kiosk immer mal wieder von Studierenden und Dozenten der damaligen Fachhochschule Trier als Kunstraum genutzt. Zu sehen waren digitale Entw\\xfcrfe, Fotografien oder Designerst\\xfccke aus der kreativen Hochschule am Irminenfreihof. 2010 endete das Zwischenspiel und der Kiosk war dem Verfall preis...'