Glaserner Pavillon

Published: July 17, 2020, 11 p.m.

b'http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Glaeserner-Pavillon.mp3\\nAudio-Podcast: 8:04 min\\n\\n\\n\\n\\nKennen Sie\\u2026 den gl\\xe4sernen Pavillon?\\nDie gl\\xe4serne Etage inmitten steinerner Fassaden aus der Gr\\xfcnderzeit f\\xe4llt sofort ins Auge, wenn man sich vom Bahnhof in Richtung Innenstadt bewegt. Was einst als Schandfleck angesehen wurde, steht heute unter Denkmalschutz und steht leer. Es ist eines der wenigen stadtbildpr\\xe4genden Bauten Triers aus den f\\xfcnfziger Jahren \\u2013 zumindest der obere gl\\xe4serne Teil.\\n\\nSo vielschichtig die Baugeschichte des Eckhauses an der Theodor-Heuss-Allee zur G\\xf6benstra\\xdfe ist, so unterschiedlich waren auch die Nutzungen der auff\\xe4lligen Architektur. Je nach Bedarf wurde hier w\\xe4hrend der letzten 120 Jahre angebaut, ver\\xe4ndert oder belassen, ganz nach Zeitgeschmack und Notwendigkeit. Die spitzwinklige Ecke zwischen der Hauptverbindung vom Bahnhof in Richtung Innenstadt und der hier einm\\xfcndenden G\\xf6benstra\\xdfe ist zur Entstehungszeit ein privater Garten. Mit dem Bau des wilhelminischen Hauptbahnhofs 1878 wird auch die damals so genannte Bahnhofsstra\\xdfe beziehungsweise Nordallee angelegt, an der mehrst\\xf6ckige repr\\xe4sentative Gesch\\xe4fts- und B\\xfcrgerh\\xe4user entstehen. Viele H\\xe4user besitzen einen Vorgarten und der des Eckhauses aus dem Jahr 1880 f\\xe4llt besonders gro\\xdf aus. Mit einer umfassenden Mauer und einem gro\\xdfen Gartentor wirkt der des Hauses Nr. 18 fast wie ein kleiner Park am Rande der Stra\\xdfe, wie eine Postkarte aus dem fr\\xfchen 20. Jahrhundert zeigt.\\n\\nDas im Besitz der Sparkasse befindliche Haus wird 1926 von einer Trierer Familie gekauft, die das gr\\xfcnderzeitliche Haus mit dem auff\\xe4lligen Zeltdach eingreifend umbaut. Die Familie stockt das Haus um eine Etage auf, darf die H\\xf6he des Geb\\xe4udes aber nicht vergr\\xf6\\xdfern. Heute zu sehen ist nur noch die oberste Spitze des Daches, welches auf der niedrigen zweiten Etage ruht, die eher wie von einem Flachdach bedeckt wirkt. Auff\\xe4lliger als die Ausweitung in die H\\xf6he ist jedoch der Anbau, der seit 1932/33 den Garten verdr\\xe4ngt. Hier lassen die Besitzer \\u2013 ein moderner und architekturbegeisterter Werbetreibender und seine Frau, eine Fotografin \\u2013 einen polygonalen Eckladen anbauen.\\n\\nEngagiert wird das Trierer Architekturb\\xfcro Brand und Mertes, welches kurz vorher, 1929 bis 1931, das dem Neuen Bauen verpflichtete Stadtbad mit der Klinkerfassade an der S\\xfcdallee errichtet hat. Der Pavillon mit elf gro\\xdffl\\xe4chigen Fenstern sollte als Caf\\xe9 dienen, das Flachdach als Dachterrasse. Diesen Zweck erf\\xfcllt der Bau jedoch nur einmalig w\\xe4hrend der Heilig-Rock-Wallfahrt 1933, als das Geb\\xe4ude mitten auf dem Pilgerweg zwischen St. Maximin und dem Dom liegt. Direkt auf der Spitze der Kreuzung entsteht passend dazu ein Kiosk, in dem bis zum zweiten Weltkrieg Obst, Schokolade und Zeitungen feilgeboten werden. In der Folge wechseln die Besitzer des Untergeschosses h\\xe4ufig, genutzt wird der Raum unter anderem als Elektrofachgesch\\xe4ft, Versicherung oder auch f\\xfcr B\\xfcror\\xe4ume der Stadt Trier. W\\xe4hrend der letzten Kriegsjahre ist hier eine Buchhandlung, nach 1945 nutzt eine Persil-Vertretung den Anbau, der nach Kriegssch\\xe4den 1949 wieder instandgesetzt wird.\\n\\n1950 schlie\\xdflich zieht die Firma Gebr. Reichert in das Erdgeschoss und ist f\\xfcr Generationen das Spielwarengesch\\xe4ft in Trier. Die Firma verkauft auch Kinderwagen, Korbwaren, Korbm\\xf6bel, Kinderbetten sowie Gartenm\\xf6bel, Boote und Zelte, wie ein Briefbogen wirbt. Aufgrund des breiten Warenangebots reicht die Verkaufsfl\\xe4che von 145 Quadratmetern schnell nicht mehr aus. 1956 lassen die Inhaber im Stil der Zeit eine Etage auf das Erdgeschoss setzen. Ausf\\xfchrender Architekt ist der Trierer Willi Haufs. Er nimmt die Grundmauern des Anbaus aus den fr\\xfchen drei\\xdfiger Jahren, um hier ein typisches 50er-Jahre Element zu erg\\xe4nzen, ein einziges auskragendes gl\\xe4sernes Schaufenster. In seinem Bauantrag an die Trierer Baupolizei macht er auch einen \\xe4sthetischen Ansatz geltend: \\u201eDie Aufstockung d\\xfcrfte auch st\\xe4dtebaulich zu begr\\xfc\\xdfen sein,'