Geldtempel

Published: July 18, 2020, 11 p.m.

b'http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Geldtempel.mp3\\nAudio-Podcast: 6:23 min\\n\\n\\n\\n\\nKennen Sie\\u2026 den alten Geldtempel?\\nSieben monumentale S\\xe4ulen bilden die Fassade der ehemaligen Reichsbank in der Christophstra\\xdfe. Einst als pomp\\xf6se Nebenstelle der Berliner Zentrale errichtet, machte sie die Bedeutung des Geldinstituts auch in der westlichen Provinz deutlich. W\\xe4hrend die Reichsbanken bis etwa zur Jahrhundertwende oft gleichf\\xf6rmig gestaltet waren, wurden die Geb\\xe4ude in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts immer individueller.\\n\\nSeit ihrer Gr\\xfcndung im Jahre 1876 hatte die Reichsbank als \\xf6ffentliche Institution die Aufgabe, den Preis und das Volumen des Geldes zu bestimmen und Banknoten auszugeben. Die Vorg\\xe4ngerin der Deutschen Bundesbank etablierte ein einheitliches W\\xe4hrungssystem und ersetzte mit \\u201cMark\\u201d und \\u201cPfennig\\u201d die bis dahin g\\xfcltigen gewachsenen Landesw\\xe4hrungen wie beispielsweise den norddeutschen Taler oder s\\xfcddeutschen Gulden. Im Jahr der Gr\\xfcndung verf\\xfcgte die Reichsbank neben der Reichshauptbank in Berlin \\xfcber 16 Hauptstellen, 43 Stellen, drei Kommanditen, 112 Nebenstellen und 27 Warendepots. Die Nebenstelle Trier wurde in den Jahren 1901 bis 1903 errichtet.\\n\\nZust\\xe4ndig f\\xfcr die Neubauten war das Reichsbankbaub\\xfcro mit Sitz in Berlin. Dieses leitete ab dem Jahr 1883 der 1834 in Trier geborene Geheime Baurat Dr.-Ing. Julius Emmerich. Der Trierer war ab 1904 auch f\\xfcr die Hochbauverwaltung zust\\xe4ndig und unter seiner \\xc4gide entstanden so wichtige Staatsbauten wie das Pergamon-Museum, die Akademie der Bildenden K\\xfcnste oder das Abgeordnetenhaus in Berlin. Zusammen mit dem entwerfenden Architekten Maximilian Hasak realisierte er neben zahlreichen anderen Bankgeb\\xe4uden die Trierer Nebenstelle in der Christophstra\\xdfe. Auch nach seiner Pensionierung widmete er sich noch zehn Jahre lang der Reichsbankt\\xe4tigkeit, wie Margit Heinker in ihrer 1998 erschienenen Dissertation zur Architektur der deutschen Reichsbank ausf\\xfchrt.\\n\\nDie ehemalige Reichsbank in Trier liegt zentral am die Altstadt umrundenden Gr\\xfcng\\xfcrtel, der die mittelalterliche Stadtmauer nachzeichnet. Die Stadtfl\\xe4che von Trier hat sich zur Jahrhundertwende schon deutlich erweitert und das Bankgeb\\xe4ude wird in die vorhandene Architektur der Christophstra\\xdfe gesetzt. Neu ist die 1902 angelegte Kochstra\\xdfe, welche den Alleenring mit der Sichelstra\\xdfe verbindet und als Namensgeber Richard Koch hat. Dieser war von 1890 bis 1908 Pr\\xe4sident des Reichsbankdirektoriums und damit h\\xf6chster Amtstr\\xe4ger der damaligen deutschen Geldwirtschaft.\\n\\nDie optisch wie ein antikisierender Tempel in Sandstein ausgef\\xfchrte wuchtige Reichsbankfiliale steht genau auf der Ecke von der Christoph- zur Kochstra\\xdfe. Seine sieben knapp 12 Meter hohen kannelierten S\\xe4ulen mit aufw\\xe4ndig gestalteten Kompositkapitellen, die in sich jeweils den Reichadler zeigen, gliedern die Hauptfassade an der Christophstra\\xdfe 14. Sie ist unter einem breiten Gesims zweigeschossig ausgebildet. Im Erdgeschoss befinden sich hohe Rundbogenfenster, hinter denen sich im \\xf6stlichen Bereich die Kassenhalle befand, im oberen Geschoss sind die Fenster rechteckig. W\\xe4hrend zur Bauzeit das Hauptportal zur Reichbank zwischen den beiden westlichen S\\xe4ulen lag, wurde dieser Eingang sp\\xe4ter zu einem Fenster ver\\xe4ndert. Die schmale Seite an der Kochstra\\xdfe hat nur an den beiden Ecken S\\xe4ulen und ist ansonsten lediglich in der Mitte durch Fenster und einen Balkon geschm\\xfcckt.\\n\\nDie als Tempel gestaltete Nebenstelle in Trier hat weder architektonische Vorg\\xe4nger noch entsprechende Nachfolger innerhalb der zahlreichen Neubauten der Reichsbanken. Waren die Geb\\xe4ude bis zur Jahrhundertwende eher historistisch wie beispielsweise in Bocholt oder G\\xfctersloh, wurden\\xa0 die Fassaden ab 1900 immer individueller, aber auch immer unspektakul\\xe4rer. Es wurde Wert darauf gelegt, dass die Bauk\\xf6rper in die jeweilige Umgebung gut herein passen und so fast mit Wohnh\\xe4usern verwechselt werden konnten, wie zum Beispiel die Geb\\xe4ude in Traben-Trarbach oder R\\xfcde...'