Fetzenreich

Published: July 19, 2020, 11 p.m.

b'http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Fetzenreich.mp3\\nAudio-Podcast: 5:01 min\\n\\n\\n\\n\\xa0\\nKennen Sie\\u2026 das Fetzenreich?\\nDas Fetzenreich ist mehr als ein Haus. Genau genommen ist es eine zusammenh\\xe4ngende H\\xe4userzeile entlang der Sichel- und der Rindertanzstra\\xdfe. Einst auch innerlich verbunden, dehnte sich der mittelalterliche Stadthof mit mehreren Geb\\xe4uden, H\\xf6fen und G\\xe4rten bis zum Mergener Hof im Norden aus. Im Laufe der Jahrhunderte erhielten die einzelnen Bauteile unterschiedliche Funktionen, die am besten separat betrachtet werden. Wenn man heute den Treffpunkt \\u201eFetzenreich\\u201c ausmacht, geht man in die Sichelstra\\xdfe 36.\\n\\nDas klassizistische Geb\\xe4ude steht auf r\\xf6mischen und vor allem auf mittelalterlichen Grundmauern und ist in seinen Urspr\\xfcngen Teil eines ausladenden Geb\\xe4udekomplexes im dicht und eng bebauten Flanderviertel in unmittelbarer N\\xe4he zum Dom. Bereits 1268 wird das Haus in Urkunden zum ersten Mal erw\\xe4hnt, als Besitz des Sch\\xf6ffen Bonifacius des \\xc4lteren. Die wohlhabende Familie besetzte \\xfcber mehrere Generationen Sch\\xf6ffen- und Schulthei\\xdf\\xe4mter in der Stadt Trier und lebte in dem steinernen Haus mit der damaligen Bezeichnung \\u201eZur goldenen Krone\\u201c. Erst in einer Urkunde aus dem Jahr 1592 wird der noch heute gebr\\xe4uchliche Name erw\\xe4hnt: \\u201eut domum nostrum in cictate trevirensi Fetzenreich dictam ampliaret\\u201c, wie Eberhard Zahn in seiner detaillierten Monografie aus dem Jahr 1980 zum Stadthof ausf\\xfchrt. Der Name kommt aus einer Kombination der Kurzform \\u201eFetz\\u201c von Bonifatius mit dem Beinamen \\u201eder Reiche\\u201c. Dieses Haus stand wohl am n\\xf6rdlichen Ende des Fetzenhofes, wo heute das ehemalige Hotel Central der Verwahrlosung ausgesetzt ist.\\n\\nZahlreiche Besitzerwechsel im 13. und 14. Jahrhundert k\\xfcnden von einer lebhaften Zeit mit Verpachtungen, Vererbungen und Verpf\\xe4ndungen. Im Jahr 1408 kaufte die Klostergemeinschaft Maximin den gesamten Hof. Hierhin zog sich der Orden in Kriegszeiten zur\\xfcck, denn die eigentlichen Abteigeb\\xe4ude lagen ungesch\\xfctzt au\\xdferhalb der Stadtmauer und wurden mehrfach zerst\\xf6rt. Ein imposanter Einst\\xfctzenraum diente als Refektorium und die fein herausgearbeiteten Fenster und bemalten Holzdecken sind sp\\xe4ter repr\\xe4sentative R\\xe4ume des Hotels. Allein dieses Geb\\xe4ude bietet ausreichend Stoff f\\xfcr eine eigene Geschichte. Erst am Ende des 17. Jahrhunderts zog der Orden in sein neu erbautes Kloster St. Maximin im Norden der Stadt.\\n\\nIm Jahr 1803 wurde der Fetzenhof von den franz\\xf6sischen Besatzern verkauft, an den Trierer Vikar Peter M\\xfcller. Dieser lie\\xdf die Fassade des Vorderhauses 1820 in die noch heute bestehende klassizistische Form mit f\\xfcnf Achsen und einem Mansarddach umbauen. 1833 wurden das Vorder- und das Mittelhaus komplett von dem n\\xf6rdlichen Geb\\xe4udeteil, dem sp\\xe4teren Gesellenhaus und Hotel, abgetrennt. An der Seite der Geb\\xe4ude Sichelstra\\xdfe 36 und 34 sind am Rindertanzplatz wenige mittelalterliche Details zu entdecken, aber im Inneren zeugen der gro\\xdfr\\xe4umige Keller mit Kreuzgratgew\\xf6lbe, die steinernen Fensterst\\xfcrze und die dicken W\\xe4nde mit den tiefen Fensternischen von der mehr als 600 Jahre alten Geschichte des Hauses.\\n\\nGeschichte gemacht hat auch die Fetzenkneipe, die l\\xe4nger als 40 Jahre in genau diesem Geb\\xe4ude existierte. In der ehemaligen Gro\\xdfk\\xfcche des Sch\\xf6ffenhauses mit dem imposanten offenen Kamin verbrachten schon Generationen von Studierenden ihre Freizeit. Zusammen mit weiteren Institutionen des Trierer Bistums hat hier die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) ihren innerst\\xe4dtischen Standort und betrieb die Fetzenkneipe einst im Team. Anfang der siebziger Jahre investierte das Bistum in das Haus und auch die Ausstattung der Begegnungsst\\xe4tte: Architekturpl\\xe4ne von 1971 zeigen, wie die Souterrainr\\xe4ume genutzt werden sollten: Eine Leseecke mit B\\xfccherregalen und Arbeitstischen im kleineren Raum sollten zum Arbeiten und Lernen einladen. Eher Clubatmosph\\xe4re versprachen die Planungen f\\xfcr den gro\\xdfen Raum mit dem offenen Kamin. Hier bestimmten halbrunde Sofalandschaften mit trapezf\\xf6rmigen Beiste...'