Eisernes Haus

Published: July 20, 2020, 11 p.m.

b'http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Eisernes-Haus.mp3\\nAudio-Podcast: 6:32 min\\n\\n\\n\\n\\xa0\\nKennen Sie\\u2026 das eiserne Haus?\\nAls eines der wenigen Wohn- und Gesch\\xe4ftsbauten des fr\\xfchen 20. Jahrhunderts ist das Haus mit der gr\\xfcnen Stahlfassade in der Karl-Marx-Stra\\xdfe ein besonderes Beispiel damals moderner Architektur. Erbaut wurde es nach den Pl\\xe4nen eines Schlossermeisters, der so sein Arbeitsmaterial werbewirksam an un\\xfcblicher Stelle darstellen konnte.\\n\\nDie H\\xe4user der Karl-Marx-Stra\\xdfe stehen fast allesamt auf mittelalterlichen Kellern, die zwei- und dreigeschossigen H\\xe4user selbst sind in dem Zeitfenster vom 18. bis zum fr\\xfchen 20. Jahrhundert gebaut worden. Klassizistische Fassaden wechseln sich mit denen des Sp\\xe4thistorismus ab, dazwischen ist sogar auch ein schmuckes Giebelhaus aus der Renaissance zu finden. Insgesamt ergibt sich eine Stra\\xdfe mit kleinst\\xe4dtischem und homogenem Charakter. Als Durchgangsstra\\xdfe zur R\\xf6merbr\\xfccke war sie schon immer Ort f\\xfcr ein gemischtes Gebiet mit Gewerbe- und Wohnbauten. Aus dem beschaulichen Stra\\xdfenzug ragt die Nummer 43 nicht nur wegen ihrer alle Nachbargeb\\xe4ude \\xfcberragenden H\\xf6he hervor, auch die gr\\xfcne Stahlfassade steht in direktem Kontrast zu den verputzen H\\xe4usern mit steinsichtigen Fenstergew\\xe4nden, barocken und historistischen Schmuckelementen und klassizistisch-strenger Gestaltung.\\n\\nMan kann sich gut vorstellen, dass diese Stra\\xdfe im Jahre 1887 ganz \\xe4hnlich aussah. Zehn Jahre zuvor war die Stadtmauer zusammen mit vier Stadttoren abgerissen worden. Trier wuchs \\xfcber seine mittelalterlichen Grenzen hinaus und erweiterte sich vor allem nach Norden und S\\xfcden mit geplanten gr\\xfcnderzeitlichen Stra\\xdfenz\\xfcgen. Trier wuchs w\\xe4hrend des deutschen Kaiserreichs nicht ganz so explosionsartig wie die gro\\xdfen St\\xe4dte, die neuen Geb\\xe4ude und Stra\\xdfenz\\xfcge sind praktisch, modern, aber nicht aufsehenerregend. In dieser Zeit beschlie\\xdft der Trierer Schlosser Johannes Wehlen, sich ein Haus zu gestalten, und zwar in der gewachsenen Architektur der damals noch Br\\xfcckenstra\\xdfe genannten Stra\\xdfe.\\n\\nDer mit dem Werkstoff Eisen arbeitende Handwerker war wom\\xf6glich von dem innovativen Bau wie dem Kristallpalast von Joseph Paxton inspiriert, der 1851 f\\xfcr die Londoner Weltausstellung ganz aus vorgefertigten Gittern aus Gusseisen und Glassegmenten errichtet wurde. Gusseisen als neoklassizistisches Dekorations- und Verkleidungsmaterial f\\xfcr Fassaden wurde bereits seit Jahren in New York und vor allem in Glasgow getestet \\u2013 jedoch mit wenig Erfolg. Das Material rostete und hielt aufgrund seiner Weichheit auch entfernte Br\\xe4nde nicht aus. Der ber\\xfchmte Kristallpalast wurde 1936 Opfer des Feuers. Mit dem modernen Stahl konnten sich die Konstrukteure sp\\xe4ter viele der Innovationen f\\xfcr das weitaus massivere Material zu Nutze machen. Vor allem Br\\xfccken, Industriearchitektur und nat\\xfcrlich der Stahlskelettbau wurden entwickelt, mit dem es m\\xf6glich war, in die H\\xf6he zu bauen. Der Wolkenkratzer entstand 1885 in Chicago. Ab 1887 errichtete Gustave Eiffel den nach ihm benannten Pariser Turm, nachdem er sich als Stahlkonstrukteur f\\xfcr Br\\xfccken, Viadukte und Bahnh\\xf6fe international einen Namen gemacht hat. Und ganz in der N\\xe4he, im rheinland-pf\\xe4lzischen Bendorf entstand, mit der Sayner H\\xfctte bereits 1830 eine Industrie halle aus vorgefertigten Eisengussteilen, die bis heute ein Meisterwerk des Industriebaus darstellt.\\n\\n1890 baute sich Johannes Wehlen also in Trier ein bestehendes Haus so um, dass er eine gusseiserne Fassade aus vorgefertigten Teilen zur Stra\\xdfenfront anbringen konnte. Das dreigeschossige Wohn- und Gesch\\xe4ftshaus ist durch drei Achsen gegliedert. Zwei hochrechteckige Schaufenster im recht hohen Ladenparterre wurden von dem Eingang in der rechten Achse flankiert. Heute ist das Fenster zu einem d\\xfcsteren Lokal zentriert und von zwei Eing\\xe4ngen rechts umfasst. Der linke f\\xfchrt in ehemaliges Lokal, der rechte in die zwei Obergeschosse.\\n\\nUrspr\\xfcnglich muss man sich das Haus von Wehlen wohl eher schlicht,'