Varieties of Entrepreneurship

Published: Dec. 22, 2011, 11 a.m.

Mit dem ab Mitte der 1980er Jahre diagnostizierten \xdcbergang in eine globale Wissens\xf6konomie wird Unternehmensgr\xfcndungen v. a. in den westlichen Industrienationen eine gro\xdfe Relevanz f\xfcr die Durchsetzung von Innovationen und die Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen Wettbewerbsf\xe4higkeit zugesprochen. Dieser Befund hat speziell in den "gr\xfcndungsschwachen" Marktwirtschaften des kontinentaleurop\xe4ischen Raums Debatten \xfcber die Notwendigkeit einer Steigerung der Gr\xfcndungsproduktivit\xe4t hervorgerufen. W\xe4hrend die wissenschaftliche Forschung zur Gr\xfcndung und Fr\xfchentwicklung neuer Unternehmen (Entrepreneurship-Forschung) den Schl\xfcssel zur Verringerung der europ\xe4ischen "Gr\xfcndungsl\xfccke" noch heute v. a. in der institutionellen Konvergenz mit dem nachweislich "erfolgreichen" angels\xe4chsischen Modell des liberalen Kapitalismus vermutet, kann mit sekundarstatistischen Daten ein alternativer gr\xfcndungspolitischer Ansatz nachgewiesen werden, der v. a. auf dem Abbau von b\xfcrokratischen H\xfcrden und direkt wirkenden Ma\xdfnahmen der Sensibilisierung, Qualifizierung und finanziellen Bezuschussung bzw. Entlastung von Unternehmensgr\xfcndern basiert. Dieser Ansatz ist notwendigerweise mit einer aktiven politischen Steuerung der Gr\xfcndungsdynamik verbunden, deren Ursachen und Implikationen in der US-amerikanisch dominierten internationalen Entrepreneurship-Forschung bisher jedoch kaum thematisiert werden.\n\nIn der vorliegenden Promotion wird unter R\xfcckgriff auf Konzepte und Befunde der komparativen Kapitalismusforschung die These eines kontextsensitiven Pfades der Institutionalisierung entwickelt, systematisiert und in vier wissenschaftlichen Aufs\xe4tzen auf ihre Relevanz gepr\xfcft. Meta-analytisch angelegte Studien zur Organisation und inhaltlichen Ausrichtung der deutschen und europ\xe4ischen Entrepreneurship-Forschung weisen dabei eine kontextspezifische Ausgestaltung der Debatte nach, in der die soziale und regionale Umwelt der Unternehmensentstehung sowie deren dynamische Transformation durch gezielte politische Eingriffe ein systematisch erh\xf6htes Forschungsaufkommen generieren. Die konkrete Analyse des politisch gesteuerten Institutionalisierungspfades am Beispiel der akademischen Gr\xfcndungsf\xf6rderung an deutschen Hochschulen macht dar\xfcber hinaus den adaptiven Charakter der europ\xe4ischen Gr\xfcndungspolitik deutlich, die durch eine charakteristische Kombination von grundungspolitischen Instrumenten gekennzeichnet ist, neben den aus der Referenzliteratur bekannten innovations- und besch\xe4ftigungspolitischen Zielsetzungen auch Z\xfcge einer ausgleichsorientierten Politik tragt und durch ein organisational und regional differenziertes System von sozialen Praktiken implementiert wird.\n\nDie Arbeit liefert damit insgesamt \xfcberzeugende Argumente f\xfcr die These, dass die Intensivierung von gr\xfcndungspolitischen Eingriffen im europ\xe4ischen Raum als kontextsensitiver Prozess der Optimierung angelegt ist, der die breiteren polit-\xf6konomischen Strukturen der Gesellschaft explizit reflektiert und aufgrund seines transformativen Charakters in der US-amerikanisch dominierten Mainstream-Debatte sowohl konzeptionell als auch empirisch mehr Aufmerksamkeit erhalten muss.