In dieser Arbeit wurde die Methode der subtraktiven Hybridisierung angewandt, um neue Virulenzfaktoren zu finden, die spezifisch f\xfcr hochpathogene Yersinia enterocolitica St\xe4mme sind. Hierf\xfcr wurde die DNA eines nicht pathogenen \u201eTreiber\u201d-Stammes (Y. enterocolitica NF-O, Biotyp 1A) gegen die DNA eines hochpathogenen \u201eTester\u201d-Stammes (Y. enterocolitica WA-314, Biotyp 1B) subtrahiert. Mit Hilfe der subtraktiven Hybridisierung konnten verschiedene Tester-spezifische Sequenzen ermittelt werden, die sowohl f\xfcr bereits bekannte als auch neue potentielle Virulenzmarker kodieren. In dieser Arbeit konnte ein neues TypII-Sekretionscluster, genannt yts1 (Yersinia TypII Sekretion 1), ermittelt werden. Das yts1-Gencluster umfasst ein 13 kb gro\xdfes Operon-\xe4hnliches Modul, welches die Gene yts1C-S enth\xe4lt. Mittels reverser Transkription/PCR konnte eine bevorzugte Transkription bei 37 \xb0C gezeigt werden. Southern Blot-Analysen sowie PCR haben gezeigt, dass das yts1-Gencluster nur in den hochpathogenen Y. enterocolitica St\xe4mmen vorkommt. Dagegen sind yts1-Gene weder in schwachpathogenen sowie apathogenen Y. enterocolitica St\xe4mmen noch in Y. pseudotuberculosis- und Y. pestis-Isolaten zu finden.\nDurch Inaktivierung des yts1E-Gens in Y. enterocolitica wurde eine Mutante hergestellt und hinsichtlich Mauspathogenit\xe4t mit dem Mutterstamm verglichen. Bei oraler Infektion der M\xe4use erwies sich die yts1E-Mutante als attenuiert (geringere Keimzahlen) in Leber und Milz im Vergleich zum Mutterstamm. Im Gegensatz dazu konnte bei intraven\xf6ser Infektion der M\xe4use kein Unterschied zwischen Mutante und Mutterstamm festgestellt werden. Dies k\xf6nnte ein Hinweis darauf sein, dass das TypII-Sekretionssystem die Erregerdissemination von den Peyer-Plaques in Milz and Leber f\xf6rdert. Das yts1-Sekretionscluster grenzt stromabw\xe4rts an ein Gen, welches f\xfcr ein potentielles Chitin-Bindungsprotein (ChiY) kodiert. ChiY ist ein m\xf6gliches Substrat des Yts1-Sekretons. Sequenzanalysen sagen voraus, dass ChiY ein 55-kDa Protein mit zwei definierten Chitin-Bindungsdom\xe4nen ist, von denen sich die eine Dom\xe4ne am N- und die andere am C-Terminus des Proteins befindet. Es konnte gezeigt werden, dass rekombinantes ChiY Chitin bindet.\n\nSequenzanalysen des zug\xe4nglichen fast kompletten Genoms von Y. enterocolitica 8081 (Biotyp 1B) f\xfchrten zum Nachweis eines m\xf6glichen zweiten TypII-Sekretionscluster, das in dieser Arbeit als yts2 bezeichnet wird. Wie mittels PCR gezeigt werden konnte, kommt yts2 - im Gegensatz zu Y. pseudotuberculosis und Y. pestis - in allen getesteten pathogenen und apathogenen Y. enterocolitica-St\xe4mmen vor. Reverse Transkriptionsanalysen/PCR zeigten, dass die yts2 - Gene bevorzugt bei 27 \xb0C abgelesen werden.\n\nMittels subtraktiver Technik konnte auch ein neues Insertionselement (IS1330) charakterisiert werden. Durch Southern Blot-Analysen konnte gezeigt werden, dass IS1330 nur in pathogenen Y. enterocolitica Serotypen vorkommt und somit f\xfcr die epidemiologische Typisierung dieser Spezies eingesetzt werden kann.\n\nDiese Arbeit repr\xe4sentiert einen neuen Ansatz zur Aufkl\xe4rung von unterschiedlichen intraspezifischen Genomsequenzen von Y. enterocolitica mit Hilfe der subtraktiven Hybridisierung, um unser Verst\xe4ndnis der genetischen Vielfalt und Heterogenit\xe4t dieser bakteriellen Spezies zu erweitern. Das zum ersten Mal hier beschriebene yts1-Cluster repr\xe4sentiert einen neuen Lokus, der eine wichtige Rolle f\xfcr die Pathogenese der hochpathogenen Y. enterocolitica St\xe4mme spielt.