KUNSTMUSEUM WINTERTHUR: Richard Deacon - On The Other Side22. August bis 15. November 2015

Published: Aug. 25, 2015, 9:28 a.m.

b'Der 1949 in Wales geborene Richard Deacon kann auf ein vier Jahrzehnte umspannendes, breites bildhauerisches Werk zur\\xfcckblicken, was ihm letztes Jahr die Ehre einer Retrospektive in der Tate Britain in London zuteil werden liess. In Winterthur ist er auf verschiedene Weise pr\\xe4sent, am augenf\\xe4lligsten durch die grosse Aussenskulptur Footfall, die auf Initiative des Galerievereins, Freunde des Kunstmuseums Winterthur, im Fr\\xfchling 2013 zur Hundertjahrfeier des Vereins aufgestellt wurde und seither den kleinen Platz neben dem Kunstmuseum pr\\xe4gt. 2014 publizierte das Kunstmuseum eine Ausgabe von Deacons Schriften, und auch in der Sammlung des Museums ist er mit einer Gruppe von Werken pr\\xe4sent, so dass die aktuelle Ausstellung mit der Pr\\xe4sentation von \\xfcber 40 Arbeiten des K\\xfcnstlers aus den letzten beiden Jahrzehnten hier anschliessen kann.Der Titel der Ausstellung, On The Other Side, wurde vom K\\xfcnstler selbst gew\\xe4hlt und weist darauf hin, dass seine Werke nicht den \\xfcblichen Gesetzen der Bildhauerei folgen. Anstatt f\\xfcr eine vorgefasste Formidee das passende Material zu suchen, geht Deacon genau umgekehrt vor und entwickelt seine Skulpturen ausgehend von verschiedenen Materialien in einer spielerischen Auseinandersetzung mit deren Eigenschaften und den Techniken ihrer Verarbeitung. Dabei ist sein Vorgehen ziemlich unkonventionell, denn er lotet nicht nur die einem Material inh\\xe4renten M\\xf6glichkeiten aus, sondern findet darin vielmals Eigenschaften anderer Materialien, n\\xf6tigt sie seinen Werkstoffen zuweilen geradezu ab \\u2013 Holz zeigt sich so flexibel wie Metall, Keramik so geschmeidig wie Textil. Er sei kein klassischer Bildhauer oder Plastiker, meinte er einmal, sondern einer, der etwas fabriziert. Da er den Materialien in seinen aufwendigen Arbeiten einiges abverlangt, ben\\xf6tigt er Partner: Beim Holzbauer werden Bretter und Balken verformt und zu komplexen Gebilden zusammengesetzt, in Stahlbaufirmen werden in aufwendigen Verfahren Bleche geschnitten, miteinander verschweisst und poliert, und in der Keramikwerkstatt werden nach kleinen Modellen grosse Tonformen gebaut, die durch Glasieren und Brennen ihre endg\\xfcltige Gestalt erhalten \\u2013 monumental oder klein und zierlich, in organischen oder in konstruierten Formen. Bei aller Unterschiedlichkeit in der Anmutung zeigen die Skulpturen doch eine Gemeinsamkeit, denn sie erweisen sich als logisch organisierte und dennoch \\xfcberraschende Objekte: \\u201cWhat you see is what you get\\u201d, so kommentierte Deacon seine Arbeiten. Doch ebenso wichtig wie sein Verst\\xe4ndnis f\\xfcr technische Prozesse ist sein poetisches Interesse an den metaphorischen Bedeutungen der Formen, das ihn immer wieder zum Verfassen von Werktiteln und Texten veranlasst.'