Recorded live on 14 Mar 1989 at Konzerthaus Vienna by Klangforum Wien.\n\nAls Goethe einmal vom Streichquartett sagte, er "h\xf6re hier vier vern\xfcnftige Leute sich miteinander unterhalten", dr\xfcckte er eine Auffassung aus, die bis in die Musik unseres Jahrhunderts reicht: Musik sei Klangrede, eine Art von Sprache, die auf Grund einer verbindlichen Grammatik verstanden werden kann. Gekoppelt daran war die Vorstellung eines musikalischen Wettkampfes zwischen gleichwertigen Partnern: die Dialektik zwischen Individuum und Kollektiv wurde hier musikalisch ausformuliert.\n\nIm Streichquartett 1985 versuchte ich einen anderen Weg zu beschreiten. Den Klangk\xf6rper eines Streichquartetts dachte ich mir nicht mehr aus vier miteinander konkurrierenden Stimmen zusammengesetzt. Ich wollte ihn als Einheit - etwas v\xf6llig Verschmolzenes - sehen. Die Individualit\xe4t der Einzelstimme ist hier tendenziell abgeschafft und kaum mehr h\xf6rbar. An ihre Stelle tritt das Aufgehen in einen \xfcbergeordneten, kollektiven Zustand: das Aufl\xf6sen des Einzelnen, Ereignishaften in einen v\xf6llig entmaterialisierten, kaum mehr instrumental zu nennenden Klang. Anstatt einen musikalischen Wettstreit miteinander auszutragen, reagieren die Musiker in subtilster Weise aufeinander, um v\xf6llig im Bereich des Klanges zu verschmelzen. Dieser Proze\xdf wird jedoch immer wieder von St\xf6rungen unterbrochen: wenn eines der Instrumente sich m\xfcht, seiner Individualit\xe4t h\xf6rbar Ausdruck zu verleihen. Diese Anstrengung ger\xe4t dann zum Paradox, wenn sie von allen Spielern gleichzeitig unternommen wird - gegen Schlu\xdf des Quartetts. Als dessen Resultat erscheint n\xe4mlich der Anfangszustand des Werkes: der v\xf6llig aufgel\xf6ste, verschmolzene, gleichsam gl\xe4serne Klang.\n\nInfo: http://www.essl.at/works/strqu-85.html