Deutscher Hörspielpreis der ARD 2020: Einsteins Zunge

Published: Nov. 7, 2020, 9:05 p.m.

Die Jury der ARD Hörspieltage vergibt den Preis für das beste Hörspiel 2020 an: "Einsteins Zunge - Aus dem Nachlass meines Bruders" von Christoph Buggert, in der Regie von Katharina Bihler. Inhalt: Das Bild gehört zum kollektiven Gedächtnis: Albert Einstein, wie er an seinem 72. Geburtstag den Paparazzi die Zunge rausstreckt. Einsteins Geburtstags-Gesicht sah Georg auch in der Mauer im Brentano-Park, ganz links, zweiter Stein von oben. Georg litt an Apophänie, überall sah er Gesichter, nicht nur das von Einstein. Jetzt ist Georg tot, sein Bruder sichtet den Nachlass des erfolgreichen Geschäftsmannes. Eine dem Bruder unbekannte Seite Georgs kommt zum Vorschein: seine intensive, fantasievolle Beschäftigung mit Wissenschaft, seine lebenslange Suche nach Antworten auf die großen Fragen, die heutzutage viel zu oft vom Alltagsstress verdrängt werden: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Lassen sich Glaube und Wissenschaft vereinbaren? Ein Hörspiel von Christoph Buggert. Mit Wolf-Dietrich Sprenger, Kasimir Brause, Dietrich Hollinderbäumer, Lena Stolze, Peter Jordan und Kasimir Brause. Regie: Katharina Bihler. Musik: Stefan Scheib. Produktion: Liquid Penguin für SR/mdr 2020. Jurybegründung: "'Danke für Alles, aber jetzt muss ich los, Einstein wartet, er will mir das Universum zeigen.' Mit diesen letzten Worten verabschiedet sich der Bruder des Erzählers von unserer Welt. Er hinterlässt einen schier endlos kreativen Nachlass, den der Erzähler als Anlass nimmt, sich mit dem zu beschäftigen, was hinter dem Leben seines Bruders Georg, einem erfolgreichen Geschäftsmann, verbarg. Er findet Kassetten, Briefe, Tagebücher, 811 durchnummerierte Träume, Kindheitserzählungen, philosophische wie wissenschaftliche Texte. Es waren die großen Fragen, die seinen Bruder nicht losließen und denen er mit Humor, Fantasie, aber auch gewissenhaftem Studium nachging. Wie sich uns dieser Georg nach und nach in seiner Eigenartigkeit ins Herz schließt, wie er uns auch nach seinem Tod einlädt, das Mysteriöse an unserer Existenz nicht aus den Augen zu verlieren, hat uns als Jury sehr berührt. Die Umsetzung dieses komplexen und klugen Textes von Christoph Buggert ist Katharina Bihler hervorragend gelungen. Die verschiedenen Erzählebenen fügen sich dramaturgisch fein ineinander und schaffen ein Gesamtbild, das seine Tiefe auch beim zweiten und dritten Mal Hören nicht verliert."