Anita und das Existenzminimum

Published: Nov. 25, 2020, 7:05 p.m.

Groteske über die Gutherzigkeit von Heinrich Böll. Heinrich Böll zeigt in seinem Hörspiel "Anita und das Existenzminimum", wohin man kommen kann, wenn man die Goethesche Aufforderung "Sei edel, hilfreich und gut" zu sehr beherzigt. Anita, die Frau eines Lehrers, hat einen unübersehbaren Fehler: Ihre fast pathologische Widerstandslosigkeit und grenzenlose Hilfsbereitschaft gegenüber Bettlern, Versicherungsvertretern und sonstigen Bittstellern bringt die geordneten Familienverhältnisse in ein solch heilloses Durcheinander, dass ihr Mann sich in ein abenteuerliches Doppelleben einlassen muss, um das Ärgste zu vermeiden. Denn sein Gehalt ist amtlicherseits bis auf ein Existenzminimum gepfändet worden. Die Gegenmaßnahmen wären sicherlich ganz einfach, wenn Anita nicht all ihre Guttaten mit einer entwaffnenden Sanftmut zu rechtfertigen wüsste. Heinrich Böll zeigte in diesem Stück seinen fast schon clownesquen Humor, eine echte Groteske über die Gutherzigkeit. Mit Bruni Löbel, Max Walter Sieg, Kurt Lieck, Inge Meysel, Josef Dahmen, Andreas von der Meden, Margret Hinck, Marion Richter, Volker Lechtenbrink und Hans-Axel Kroft. Komposition: Bernd Scholz. Regie: Fritz Schröder-Jahn. Produktion: NWDR 1955. Redaktion: Michael Becker. Verfügbar bis 24.11.2021. https://ndr.de/radiokunst