Vom Wort zur Tat. Antisemitismus in der Weimarer Republik

Published: Jan. 18, 2024, 9:44 a.m.

b'Der Antisemitismus als politische Bewegung und soziale Haltung erlebte nach dem Gro\\xdfen Krieg einen dramatischen Formwandel, der sich zwar f\\xfcr viele europ\\xe4ische L\\xe4nder nachzeichnen l\\xe4sst, in den Verliererstaaten jedoch von besonderer Virulenz war. Aus dem kulturellen Code, der im deutschen Kaiserreich das liberale und konservative Lager voneinander unterschieden, aber sich vor allem im b\\xfcrgerlichen Milieu manifestiert hatte, wurde in den Jahren der Weimarer Republik ein Instrument zur politischen Mobilisierung auf ganz unterschiedlichen Ebenen. W\\xe4hrend sich die Zeitungsleser \\xfcber medial breit ausgeschlachtete Finanzskandale emp\\xf6ren konnten, mussten sich einzelne Wirtschaftszweige in der Provinz mit hartn\\xe4ckigen Boykottanstrengungen auseinandersetzen. Im Reichstag camouflierten die offen xenophoben Debatten zur Zuwanderung aus Osteuropa nur schwach ihre judenfeindliche Absicht, w\\xe4hrend sich Kommunalpolitiker immer h\\xe4ufiger mit explizit antisemitischen Antr\\xe4gen und Initiativen konfrontiert sahen. All dies wurde \\xfcberschattet von politischen Morden und steigender Stra\\xdfengewalt, so dass zumindest aus Sicht j\\xfcdischer AktivistInnen von den guten Jahren der Weimarer Republik kaum gesprochen werden kann, auch wenn die Einsch\\xe4tzung der aktuellen Gef\\xe4hrdung sehr unterschiedlich ausfiel.'