Die Kunst des Erinnerns. Uber die Deutungskonkurrenz zwischen Zeitzeugen und Zeithistorikern

Published: Jan. 18, 2024, 9:44 a.m.

b'Die politische und historische Debatte wird immer wieder gepr\\xe4gt von der Frage, wie wir uns richtig an die SED-Diktatur erinnern sollen. Erinnerungskultur und Wissenschaft befinden sich dabei in einem spannungsvollen Verh\\xe4ltnis. Hinter dem gerne zitierten Bonmot vom \\xbbZeitzeugen als nat\\xfcrlichem Feind des Historikers\\xab geht es um einen weit tieferen Konflikt zwischen dem moralischen Duktus der Erinnerung und dem rationalen Erkl\\xe4rungsanspruch der Wissenschaft. Zeitzeugen vermitteln oft emotionale Bilder von der erlebten Vergangenheit. Indem sie von ihren pers\\xf6nlichen Erfahrungen berichten, tragen sie zur Individualisierung der Geschichte bei. Dagegen bem\\xfcht sich der Historiker um eine distanzierte, weitgehender Objektivit\\xe4t verpflichteten Herangehensweise. F\\xfcr ihn ist der Zeitzeuge eine von vielen wichtigen Quellen und zugleich authentischer Rahmen der wissenschaftlichen Erz\\xe4hlung. L\\xe4ngst aber hat sich die Generation der Mitlebenden von ihrer Rolle als Quelle emanzipiert und beansprucht eine eigene Deutungskompetenz. Droht hier eine Entmachtung der Historikerzunft? Was leisten Zeitzeugen, was Historiker nicht k\\xf6nnen? Was k\\xf6nnen Historiker, was Zeitzeugen fehlt? Welche Anspr\\xfcche, Sichtweisen und Deutungskompetenzen k\\xf6nnen sie jeweils in der Erinnerungsarbeit geltend machen? Nach einer Einf\\xfchrung durch Prof. Dr. Alexander von Plato diskutierten auf dem Podium: Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk, Dr. G\\xfcnter Kr\\xf6ber und Bettina Effner. Es moderierte Dr. Jens H\\xfcttmann.'