Datsche, Kneipe, FKK. War die DDR eine "Nischengesellschaft"?

Published: Jan. 18, 2024, 9:44 a.m.

b'Der R\\xfcckzug ins Private galt vielen DDR-B\\xfcrgern als M\\xf6glichkeit, sich dem Zugriff von Partei und Staat zu entziehen und sich Freir\\xe4ume in der Diktatur zu schaffen. Mit dem Begriff \\xbbNischengesellschaft\\xab charakterisierte G\\xfcnter Gaus diese Beobachtung aus dem Alltagsleben der DDR. Ob in der Familie oder im Freundeskreis, im Kleingarten mit Datsche oder am FKK-Strand, beim Briefmarkensammeln oder in der Hausmusik .. hier f\\xe4nden die Menschen ihr \\xbbindividuelles Gl\\xfcck im Winkel\\xab. Nach dem Ende der DDR wurde diese These vielfach als Erkl\\xe4rungsversuch f\\xfcr die historisch-politische Einordnung des SED-Staates genutzt.

\\n25 Jahre nach der deutschen Einheit ging die Abschlussveranstaltung der Reihe \\xbbErinnerungsort DDR\\xab der Frage nach, ob sich die SED-Diktatur im R\\xfcckblick tats\\xe4chlich als \\xbbNischengesellschaft\\xab charakterisieren l\\xe4sst. Kann man Freizeit und Hobby wirklich aus dem staatlich reglementierten Alltag herausl\\xf6sen? Nutzte, bek\\xe4mpfte oder tolerierte die SED die als Nischen bezeichneten privaten Lebenswelten ihrer B\\xfcrger? Verf\\xfcgten die Nischen \\xfcber eine gesellschaftliche Ventilfunktion, die das diktatorische Regime stabilisierten, oder entwickelte sich in ihnen gar politischer Widerstand, der zum Sturz der SED-Herrschaft beitrug?'